© 2024 Yuko Ito-Angelé







Meine Geschichte:

„Warum ist Dein Finger so dick ?“ fragen mich die Kinder unter meinen Schülern oft ohne Hemmungen. Die Erwachsenen dagegen trauen sich oft nicht zu fragen. Seit ich an einem kalten Dezembertag ’90 vor der Musikschule auf glattem Boden ausglitt und stürzte, ist mein rechter Ringfinger steif und nicht mehr voll streckbar. Das bedeutet für mich, dass ich für alle Zeit nicht mehr so virtuos Klavier spielen kann, wie es früher für mich selbstverständlich war. Wäre der Finger von Anfang an richtig behandelt worden, hätte die Verletzung weitgehend ausheilen können. Aber eine falsche Diagnose des behandelnden Arztes führte im Ergebnis zu einem bleibenden Schaden.

Es fällt mir sehr schwer, mich damit abzufinden, da ich beruflich Tag für Tag damit konfrontiert werde, auch wenn meine Schüler dieses Handicap kaum bemerken. In der Hoffnung, einen Arzt zu finden der mir helfen kann, habe ich mehrere Spezialkliniken aufgesucht. Dort sind mir Menschen begegnet, die von noch viel massiveren Verletzungen und Erkrankungen ihrer Hände betroffen sind. Sie waren alle sehr tapfer und haben sich in ihr Schicksal gefunden. Mir ist durch diese Begegnungen jedoch klar geworden, dass ich keinen Moment auch nur daran denken kann, die Musik aufzugeben. Es liegt ein großer Unterschied zwischen dem Musik hören und dem selbst musizieren. Für mich ist selbst musizieren zu können ein unverzichtbarer Teil meines Lebens. Auf Japanisch heißt Musik wörtlich übersetzt „Töne genießen“. Ja es ist eine einzigartige Faszination, die von den Tönen ausgeht.

Und dies ist auch mein Antrieb. Ich möchte meinen Schülern die Fähigkeiten vermitteln, so dass jeder nach seiner Art und Befähigung musizieren und diese Faszination erleben kann. Und wenn man damit in jungen Jahren beginnt, wird es eine ganz große Bereicherung im Leben. Das Musizieren kann ein Teil des Alltags werden und den Menschen durch sein ganzes Leben begleiten. Dies meinen Schülern mitzugeben, darin sehe ich den Sinn in meiner Arbeit. Und dabei soll und kann mich das Missgeschick mit meinem Finger nicht stören.


Yuko Ito-Angelé


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